Veröffentlichung: 14/11/2019Im Laufe des Jahres 2017 verschärft sich die Lage erneut. Der Gesandte Saudi-Arabiens im Irak wird ermordet und die Schuld wird sofort dem Iran gegeben. Mehrere iranische Journalisten im Jemen werden dann „versehentlich“ von saudischen Flugzeugen bombardiert und getötet. Die Hilfe für Milizen in Syrien nimmt stark zu. Gelegentlich wird auf hoher See zwischen Schiffen geschossen, immer mit der Ausrede „die Besatzungen waren an diesem Tag einfach nicht diszipliniert“ übertüncht. Die Angst vor einem Konflikt hat die internationale Koalition gegen den IS dazu veranlasst, ihre Kampfflugzeuge weit nach Westen zu verlegen, damit sie nicht überrascht werden.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist Mitte November, als eine iranische Fregatte geradlinig in saudische Gewässer eindringt und auf Warnungen nicht reagiert. Sie wird angegriffen und mit der gesamten Besatzung versenkt, erwidert jedoch das Feuer und tötet mehrere saudische Seeleute, bevor sie untergeht. Der Iran besteht bis heute darauf, dass sie mechanische Probleme hatte und abgeschlachtet wurde, um eine Bevölkerung zu beschwichtigen, die noch immer unter der Ermordung des Botschafters leidet. Die Saudis behaupten, dass sie und ihre Besatzung sich absichtlich geopfert haben, um einen Zwischenfall im Stil von „Remember the Maine“ zu gewährleisten und die Unterstützung der Bevölkerung für einen Krieg zu gewinnen. Die Wahrheit wird vielleicht nie ans Licht kommen.
Vom Moment des Untergangs an werden in Riad und Teheran Pläne für einen direkten Vergeltungsschlag gegen das jeweils andere Land geschmiedet. Die internationale Gemeinschaft, gespalten und handlungsunfähig, kann nur zusehen, wie die größte konventionelle Schlacht im Nahen Osten seit der Invasion des Irak im Jahr 2003 beginnt. Die Frage ist nicht mehr, ob es einen Krieg geben wird oder nicht. Die Frage ist jetzt, wann er beginnt und wer den ersten Schuss abfeuern wird.
Diese Frage wird bald beantwortet werden. Beide Seiten rüsten sich zum Angriff und zielen auf das wirtschaftliche Herzstück des anderen – die teure Ölinfrastruktur. Und die eingesetzten Waffen sind stärker und präziser als jene im Tankerkrieg der 1980er Jahre.
